Durch einen Beitrag von Richard Gutjahr, bin ich auf ein Produkt von soomz.io aufmerksam geworden. Dabei handelt es sich um eine Webcam-Abdeckung, welche schicker ist als der gute alte Klebestreifen ;)
Mit dem CEO – Christoph Küng – konnte ich kurz sprechen. Dabei gab er Auskunft über potentielle Gefahren bei nicht bedeckter Cam und verriet mir auch an was das Unternehmen derzeit arbeitet…
B/G: Guten Tag Herr Küng. Danke, dass Sie sich einen Moment Zeit für meine Fragen nehmen. Bei der Vorabrecherche zu diesem Interview habe ich nach Ihrem Namen gesucht. Fündig wurde ich nur bei XING, LinkedIn, Facebook und bei Ihren alten Arbeitgebern.
Wenn moneyhouse.ch recht hat, haben Sie in Ihrer „bisherigen beruflichen Laufbahn keine Firma (mit-)gegründet, mit keiner Firma Konkurs angemeldet und keine Firma gelöscht oder liquidiert.“
Bei XING haben wir über vier Verbindungen div. Kontakte. Bei Facebook halten Sie sich relativ bedeckt und haben angeblich dort nur 21 „Freunde“.
Sind Sie ein einsamer Mensch?
Christoph Küng: Ja, das ist natürlich durch meine Arbeit bedingt – somit habe ich keine wirkliche Zeit für Freunde. Nein, Spaß – so ist es natürlich nicht. Die meisten meiner Freunde wissen gar nicht, dass ich auf Facebook vertreten bin. Ich nutze dies auch eher beruflich. Facebook weiß nichts über die Anzahl meiner wirklichen Freunde.
B/G: Das heißt über Ihre Online-Profile bekomme ich kein realistisches Bild von Ihnen?
Christoph Küng: Ja, wie Sie gesehen haben, finden Sie eher berufliche Profile. Und das ist auch bewusst gesteuert. Denn als CEO benötige ich natürlich auch ein gewisses Netzwerk. Somit habe ich ein Stück weit meine Privatsphäre geöffnet.
Privatsphäre
B/G: Wieso sollte ich mir – sowohl als Privatperson, als auch als Sozialarbeiter – überhaupt Gedanken über meine Privatsphäre machen?
Christoph Küng: Also ich finde, dass Privatsphäre ein Menschenrecht ist, und das hat auch einen guten Grund. Wenn Sie mir die Frage so offen stellen, würde ich sogar noch weitergehen und behaupten, dass unsere Gesellschaft Privatsphäre braucht, um überhaupt so zu funktionieren, wie sie funktioniert. Unser Zusammenleben wäre nicht dasselbe, wenn jeder alles von jedem wüsste. Es hinterfragt ja schließlich auch niemand ernsthaft den Schlüssel für die eigene Wohnung oder Vorhänge in eben dieser.
B/G: Wie kann man denn heute noch seine Privatsphäre – außer durch Verzicht – sinnvoll schützen?
Christoph Küng: „Verzicht“ ist ein gutes Stichwort: Denn ich habe ein Notebook, nutze ein Smartphone und wir alle wollen nicht auf diese Gadgets verzichten. Für mich ist das Hauptschlagwort in diesem Zusammenhang „Bewusstsein“. Man muss sich bewusst darüber sein, was diese Geräte können und wie sie funktionieren. Somit sollte man sich auch ganz klar mit den Gefahren auseinandersetzen.
B/G: Nehmen wir ein Beispiel: Ich habe hier ein Android Smartphone und möchte mir eine App herunterladen, sagen wir einen Wecker. Diese App möchte plötzlich neben der Telefon-ID Zugriff auf das Mikrofon, die Kontakte und die Kamera. Doch leider gibt es keine andere genau so schicke App wie genau diese Wecker-App. Soll ich darauf lieber verzichten?
Christoph Küng: Naja. Sie müssen sich schon fragen, warum die App genau diese Zugriffe benötigt. Aber gerade sprechen wir ja auch per Skype, welches auch Zugriff auf meine Webcam hat. Mit unserer Abdeckung ist es nun einfacher möglich, diese manuell auszuschalten bzw. sie zu „verblinden“. D.h. ich übersteure die App nur mittels „Hardware“. Denn bei der Software kann ich mir nie hundertprozentig sicher sein, dass ich irgendetwas falsch eingestellt habe oder der Zugriff doch noch auf anderen Wegen möglich ist. Dann sind wir im Bereich des „Hackings“.
B/G: Für wen wäre es denn überhaupt interessant, Videos oder Bilder aufzuzeichnen? Und was könnte damit geschehen?
Christoph Küng: Das kann als schlecht gemeinter Scherz beginnen und in Mobbing ausarten. So könnte beispielsweise ein Jugendlicher eine befreundete Person über deren Webcam aufzeichnen und später die komischen Grimassen irgendwo hochladen. Selbst das kann schon verheerende Folgen haben.
Aber wenn Sie bedenken, dass zum Beispiel in Amerika 60% der Rechner mit Webcams im Schlafzimmer stehen, merken Sie vielleicht, dass es Bereiche gibt, die wirklich niemanden etwas angehen. Hackt sich jemand in eine solche Cam, steht ein kriminelles Interesse im Vordergrund. Oft werden die betroffenen Personen dann mit dem Material erpresst: „Entweder zahlt ihr mir die Summe X, oder das landet im Netz.“
B/G: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind das dann auch häufig kriminelle Hacker, die so versuchen an Geld zu kommen?
Christoph Küng: Durchaus. Klar muss man ein wenig Ahnung haben, um so einen Angriff zu starten. Wir haben uns aber von Experten zeigen lassen, wie einfach das möglich ist. Also wenn man sich diesen Aufwand macht, möchte man in der Regel einen gewissen Gewinn daraus ziehen. Das Ganze wird meist über Trojaner möglich.
B/G: Wieder ein Beispiel: an einigen Notebooks bekommt der Nutzer, die Nutzerin durch ein LED-Lämpchen ein optisches Feedback, wenn die Webcam läuft. Gehen wir von einem Windows 10 Rechner mit aktiver Firewall aus: Wie leicht ist es möglich, diese optische Anzeige zu umgehen?
Christoph Küng: Wie gesagt: Der Aufwand hält sich mit etwas Know-how absolut in Grenzen. Und auch ein LED-Lämpchen an der Webcam lässt sich leicht durch Software manipulieren. Gerade bei noch nicht bekannten Trojanern o.ä. ist die Gefahr relativ groß, dass der Rechner hierfür anfällig ist.
Zudem gibt es auch alleinstehende Webcams, die einfach Standard-Passwörter verwenden, welche allgemein bekannt sind. Diese sind dann mit einer eigenen IP direkt anzusteuern.
Webcam-Abdeckungen
B/G: Sie haben nun ein Produkt vorgestellt, welches „neugierigen Hackern“ den Blick versperren soll. Wie kam der Erfinder auf diese Idee? Man könnte ja auch einfach ein Post-it auf die Cam kleben.
Christoph Küng: Die Grundidee besteht ja schon lange und ist dazu ziemlich simpel. Selbstverständlich erfüllt auch ein Post-it oder ähnliches den Zweck des Abdeckens. Doch die Idee war es, ein hochwertigeres Produkt zu kreieren, mit dem ich mir mein teures Gerät nicht „verschandle“ oder beschmutze.
B/G: Denn mit einem Klebestreifen verschmiere ich mir natürlich auch die Cam.
Christoph Küng: Genau. Mit unserer Abdeckung haben Sie den Vorteil, dass sie diese etliche Male „hin und her“ schieben können.
B/G: Wie gut hält denn Ihre Webcam-Abdeckung auf Smartphones?
Christoph Küng: Bei den meisten Geräten hält sie sehr gut. Mit wenigen Geräten ist sie nicht kompatibel, aber in einem solchen Fall darf man sich bei uns melden – wir erstatten den Kaufbetrag zurück.
Mikrofon
B/G: Gehen wir davon aus, es ist wirklich so einfach eine Webcam anzuzapfen. Gleiches würde auch für das Mikrofon eines Notebooks oder Smartphones gelten. Wie schütze ich mich gegen potentielle Tonaufzeichnungen des Gesprochenen?
Christoph Küng: Damit haben Sie natürlich recht; auch die Mikrofone eines Geräts sind leicht anzapfbar. Hier haben wir jedoch das Problem, dass die Mikrofone gerätespezifisch an unterschiedlichen Stellen sitzen und verbaut sind. Das ist eine wirkliche „Knacknuss“, an der wir gerade tüfteln und versuchen, eine passende Lösung zu entwickeln. Geben Sie uns noch ein wenig Zeit.
B/G: Was würden Sie guten Freunden raten, auf welche Dinge sie unbedingt beim Thema Privatsphäre achten sollten?
Christoph Küng: Das Hauptschlagwort lautet wirklich Bewusstsein! Auch bezogen auf unser Produkt: Wir bekommen häufig die Rückmeldung von unseren Kunden, dass sie sich durch das Wegschieben der Abdeckung vor dem Knipsen eines Selfies eher überlegen, ob das Foto wirklich auch online gestellt werden muss. Somit fördert die Abdeckung durchaus das Bewusstsein der Anwender fürs Thema Privacy.
B/G: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben.