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[Interview] Thesius.de – Lina Wagner-Douglas

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Thesius ist eine Online-Plattform für Recherche und Wissenschaftskommunikation. Der Name Thesius leitet sich von dem Begriff Thesis ab, mit dem im wissenschaftlichen Kontext eine Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades bezeichnet wird. Die Plattform wurde von Doktoranden der Johannes Gutenberg-Universität (Mainz) erstellt, vergleichbar den Plattformen Index to theses (England) und theses.fr (Frankreich).

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Hallo Lina Wagner-Douglas, magst Du dich meinen Lesern kurz vorstellen und Deine Funktion bei Thesius kurz erläutern?

Ich habe an der Uni Mainz Komparatistik studiert und bin seit einiger Zeit für Thesius als PR-Managerin tätig. Da es sich um ein kleines, schnell wachsendes Unternehmen handelt, sind meine Aufgaben recht vielfältig und reichen vom Verfassen wissenschaftlicher Artikel und dem Nutzerkontakt bis hin zu Universitäts- und Unternehmenskorrespondenz.

Wieso sind die Dissertationen / Dissertationsthemen erst nach Anmeldung einsehbar?

Zunächst einmal sei gesagt, dass es sich bei Thesius nicht um eine ausschließlich für Doktoranden entwickelte Plattform handelt, sondern auch für Studierende im Bachelor und Master gedacht ist.

Zum einen ist Thesius eine Doktorandencommunity, auf der Doktoranden ihre eigene Arbeit oder ihr Forschungsvorhaben vorstellen und mit anderen Forschenden diskutieren können. Die Community dient somit nicht nur der Recherche in bereits fertiggestellten und publizierten Doktorarbeiten, sondern vielmehr auch dem Austausch unter den forschenden Doktoranden. Zum anderen ist Thesius eine Themenplattform, auf der Themenvorschläge (für Bachelor-, Master-  und Doktorarbeiten) gefunden und der direkte Kontakt mit Unternehmen hergestellt werden kann. Thesius unterstützt den gesamten Prozess der Abschlussarbeit – von der Themenfindung über die Bearbeitung bis zur Fertigstellung – und zeigt damit den aktuellen Stand der Forschung.

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Weshalb gibt es in Deutschland nicht eine zentrale Datenbank mit allen Doktorarbeiten? Und wollt ihr das ändern?

Die Gründer von Thesius haben sich mit eben dieser Problematik auseinandergesetzt. Thesius wurde mit dem Anspruch gegründet, eine Plattform zu schaffen, auf der man umfassend und verlässlich recherchieren kann, was im eigenen Forschungsbereich bisher erforscht und publiziert wurde. Seitdem hat sich Thesius in kurzer Zeit zu einer der größten deutschen Doktorandencommunities entwickelt.

Die Publikation einer Dissertation ist ohnehin verpflichtend. Das nutzt Thesius und listet alle Dissertationen seit 1948. Um ein möglichst umfangreiches Bild zu schaffen, kooperieren wir hierbei mit der Deutschen Nationalbibliothek, zahlreichen Forschungseinrichtungen und Universitäten.

Provokant gefragt: Wie gefesselt kann man von einem Thema sein, auf das man nicht selbst gekommen ist? Schreiben wir bald alle für die Wirtschaft? 

Viele Studierende reizt ein Thema mit Praxisbezug. Dies gilt sowohl für Bachelor- und Masterstudierende wie auch für Doktoranden. Ein von der Wirtschaft ausgeschriebenes Thema ermöglicht es den Studierenden, schon frühzeitig Kontakte zu knüpfen und einen spezifischen Sachverhalt aus der Wirtschaft in Verbindung mit theoretischen Kenntnissen aus ihrem Studienfach zu erörtern. Die Abschlussarbeit in einem Unternehmen zu schreiben heißt, sich mit der Aktualität der Forschung auseinanderzusetzen und sowohl die wissenschaftlichen als auch praktischen Anforderungen in Einklang zu bringen.

Innovation ist für die Wirtschaft ebenso elementar wie für die Wissenschaft. Wenn man hautnah erlebt, zu was man forscht und wie sich die erarbeiteten Ergebnisse der eigenen Abschlussarbeit auf das Unternehmen auswirken und es evtl. sogar voranbringen, dann ist man selbst direkt an der Innovation beteiligt. So entsteht eine positive Synergie von Wissenschaft und Wirtschaft – und daran arbeiten wir.

Bei Thesius zahlen die „Themengeber“ (meist KMU) Geld für die Themeneinreichung. Gerade für meinen Bereich (Sozialwissenschaften): Wie attraktiv kann es hier für gemeinnützige Unternehmen sein für eine Fragestellung Geld in die Hand zu nehmen?

Gerade für gemeinnützige Unternehmen mit oftmals geringem Budget ist Thesius eine Alternative zu den meist hohen Gebühren auf herkömmlichen Recruiting-Plattformen. Bei Thesius können sich Unternehmen und Einrichtungen besonders günstig (149 Euro/mtl.) präsentieren, fachspezifisch passende Bewerber finden und mit anderen Einrichtungen sowie Studierenden und Universitäten bundesweit in Kontakt treten.

Dies ist weit günstiger und zeitsparender als das Erstellen von Postern, Flyern, Werbeanzeigen etc. und eröffnet den Einrichtungen viele neue Werbe-, Recruiting- und Austauschmöglichkeiten.

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Eine Dissertation entwickelt sich z. T. in eine diametral andere Richtung, als ursprünglich gedacht. Wenn ich zunächst auf Eurer Plattform recherchiere und ein Thema finde was angeblich schon bearbeitet wird… Hält das vielleicht potentielle Doktoranden vom Forschen ab? 

Ein Überblick über den Stand der Forschung ist insbesondere bei einer Dissertation immens wichtig. Denn es gilt, bereits erforschte Aspekte zum eigenen Forschungsvorhaben zu kennen und darauf Bezug zu nehmen. Durch die Darstellung der bereits vorhandenen Forschungsansätze oder abgeschlossenen Dissertationen sollte das eigene Forschungsvorhaben keinesfalls behindert oder ausgeschlossen, sondern etabliert, vorangebracht und durch Bezüge ergänzt werden.

Fällt einem Doktoranden auf, dass ein weiterer Forscher an einem ähnlichen Thema arbeitet, ist es auf Thesius möglich, miteinander in Kontakt zu treten, sich auszutauschen und ggf. sogar ein gemeinsames Forschungsvorhaben zu initiieren.

Vielen Dank, dass Du dir Zeit genommen hast für dieses kurze Gespräch.

Sehr gern!

Von Benedikt Geyer

Mein Name ist Benedikt Geyer. Auf meiner Seite verblogge ich Interessantes rund um die Soziale Arbeit & neuere Medien und deren gegenseitige Wechselwirkung.

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