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[Interview] Jutta Wergen – Schreib-Challenge für Promovierende

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Jutta Wergen war so freundlich, mir ein paar Fragen in Bezug auf die Schreib-Challenge für Promovierende zu beantworten.

Ihr Buch Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation erscheint September 2015 bei utb.

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Hallo Jutta Wergen, magst Du dich kurz meinen Leserinnen und Lesern vorstellen?

Ich bin als Coach und Schreibtrainerin für wissenschaftliches Schreiben ausgebildet und habe 2003 im Bereich der Sozialwissenschaften promoviert. Seitdem biete ich Trainings für Promovierende an. Das sind Workshops im Bereich der Hochschuldidaktik oder der Promotionsförderung. Für Promovierende biete ich Coachings an und Coaching- oder Trainigsworkshops z. B. Exposee-Schreib-Werkstätten, Workshops zur Entscheidungsfindung in der Promotionsphase oder Workshops zum Thema Abschluss der Promotion.

Derzeit findet zum ersten Mal eine „Schreib-Challenge“ für Promovierende statt. Wie bist Du auf Idee gekommen, eine solche Challenge zu initiieren?

Ich weiß eigentlich gar nicht mehr genau, wann mir die Idee gekommen ist. Ich glaube das war im Zusammenhang mit der Überlegung, ein Online-Coaching-Portal für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aufzubauen. Außerdem bekomme ich oft Anfragen von Promovierenden, die ich gerne coachen würde, die aber zu weit weg wohnen und die ich deswegen nicht treffen kann. Ich habe eigentlich überlegt, wie ich ein Seminar machen kann, das unabhängig von Ort und Zeit stattfinden kann und in dem sich Promovierende treffen können. Die Schreib-Challenge für Promovierende war eigentlich so eine Idee, das Ganze mal auszuprobieren. Dass da jetzt so etwas Großes draus geworden ist, hätte ich nicht gedacht.

Mensch-Aerger

Kannst Du kurz erzählen, was die Teilnehmer während der Challenge erwarten können und welche „Fachrichtungen“ sich angesprochen fühlen dürfen?

Bei der Schreib-Challenge für Promovierende bekommen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen jeden Tag eine „Challenge-Aufgabe“. Außerdem sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen jeden Tag 2 Stunden schreiben, optimal sogar zu gleichen Zeit. Wenn die Aufgabe keinen Bezug zum eigenen Schreibprozess hat, muss sie nicht gemacht werden. Gleichzeitig findet ein Austausch über virtuelle Pinnwände statt, in denen die Schreibenden ihre Ergebnisse zeigen, ihre Fragen stellen und diskutieren können. Die Schreib-Challenge für Promovierende ist für Promovierende aller Fachrichtungen gedacht, das Schreiben steht im Vordergrund und ist nicht bei allen Fachrichtungen gleich. Bei der Schreib-Challenge für Promovierende geht es um das Coaching des Schreibprozesses, den alle irgendwie durchlaufen müssen.

Benötigt man während der Promotionsphase manchmal solche „extrinsischen Motivatoren“?

Die Promotion wirkt sich ja auf alle Lebensbereiche der Promovierenden aus. Es ist ja nicht so, dass man abends nach Hause geht und nicht mehr darüber nachdenkt, sondern eher so, dass es schwer fällt, mal abzuschalten. Die Strukturen, in denen Promovierende sich befinden, sind oftmals nicht gerade förderlich, wenn sie zum Beispiel als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen arbeiten, sich in einer Familiengründungsphase befinden, extern neben der Berufstätigkeit promovieren oder schlecht in die Strukturen der Organisation Universität eingebunden sind. Sie haben viele Probleme zu bewältigen und stehen damit ziemlich alleine da, sie brauchen Austausch und Feedback zur Arbeitssystematik im Promotionsprozess. Von daher sind Netzwerke und das Promovieren unter Gleichgesinnten sehr wichtig und machen den Promovierenden Mut – und das geht eben auch online! Außerdem haben die Promovierenden viele Erfahrungen und viel Expertise, die sie miteinander teilen können. Und letztendlich ausschlaggebend ist wohl, zu sehen, dass es andere gibt, denen es ähnlich geht und dass das eigene vermeintliche „Versagen“ nicht in einem selber liegt, sondern durch die Strukturen in der Promotionsphase hergestellt wird.

VP

Du bereitest Deine Coachings häufig multimedial auf… Neben virtuellen Pinnwänden und Facebook-Gruppen gibt es auch YouTube-Videos von Dir. Wie sind die Rückmeldungen Deiner Coachees auf diese Techniken?

Ich benutze diese Tools, weil ich mit Menschen arbeiten möchte, die nicht mit mir zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind. Die virtuellen Pinnwände eignen sich zum Austausch hervorragend und ich freue mich darüber, wie stark sie genutzt wurden und wie viele tolle Ergebnisse zu sehen sind. Ich hatte keine Erfahrung damit, ob es möglich ist, dass Menschen sich vertrauen obwohl sie sich noch nie gesehen haben – und bin überrascht, wie gut das geklappt hat.

Mit den Videos und später auch Webinaren möchte ich als Coach und Trainerin sichtbar sein, weil im Coaching auch persönliche Elemente eine Rolle spielen. Außerdem wollte ich den Teilnehmern und Teilnehmerinnen zeigen, wer ich bin. Das geht mit den Tools (auch wenn ich mit den technischen Umsetzungen und Tools selbst noch am Anfang bin und noch viel ausprobiere.

Die Rückmeldungen sind sehr gut, ich habe viele Mails erhalten und viele Promovierende haben sich bei mir bedankt. Toll finde ich, dass sich aus der Schreib-Challenge für Promovierende heraus Teams und Tandems gebildet haben, die auch in Zukunft zusammenarbeiten möchten. Daher bleibt auch die geschlossene Facebook-Gruppe bestehen.

Ich freue mich wirklich sehr und bin sehr glücklich, dass die erste Schreib-Challenge für Promovierende so gut gelaufen ist. Allerdings hätte sie ohne das Engagement der Teilnehmer und Teilnehmerinnen nie funktioniert und darum arbeite ich weiter an den Möglichkeiten, Promovierende unabhängig von Raum und ggf. auch von Zeit zusammenzubringen und zu unterstützen, damit sie ihre Promotion erfolgreich zu Ende bringen können.

Wo kann ich mich über die „Schreib-Challenge“ und Deine weiteren Projekte informieren?

Die Schreib-Challenge für Promovierende wird von nun an regelmäßig stattfinden und sie wird auch immer kostenlos sein. Nach der Auswertung der ersten Schreib-Challenge für Promovierende werde ich geringfügige Änderungen vornehmen und die Challenge wieder starten. Der nächste Start wird am 28. September 2015 sein. Die Challenge lebt durch den Austausch der Promovierenden untereinander. Ich selbst gebe hier Feedbacks oder Antworten auf Fragen.

Zurzeit arbeite ich an zwei weiteren Online-Coaching-Programmen. Das ist das Programm „Die Abschlussphase gestalten – die Disputationsprüfung bestehen“ sowie das 10-Wochen-Programm „Mach aus deiner Promotion ein Projekt“. Das sind zwei Programme, bei denen es sowohl Arbeitsmaterialien gibt, als auch Online-Treffen, Austausch unter Promovierenden und persönliches Coaching durch mich.

Alle Informationen finden sich unter http://coachingzonen-wissenschaft.de

Promo

Zum Schluss: Welchen einen (!) Tipp würdest Du gerne jedem/jeder Promovierenden mit auf den Weg geben?

Ich glaube, mein ultimativer Tipp wäre: „Vernetze dich!“ Am besten wäre es, wenn man kleine Erfolgsteams bilden und mit diesen durch die Promotionsphase gehen würde. Dazu müssen die Promovierenden gar nicht aus den gleichen Fachdisziplinen kommen, denn verschiedene Fachdisziplinen erweitern den Horizont und ermöglichen das Lernen unterschiedlicher Strategien im Umgang mit den Hürden im Promotionsprozess. So können sich die Teammitglieder gegenseitig beraten. Allerdings sollten diese Erfolgsteams kein Kaffeekränzchen sein, sondern strukturierte Treffen kollegialer Beratung mit dem Ziel, die Promotionsphase erfolgreich abzuschließen.

Danke, dass Du dir kurz Zeit genommen hast.

Gerne.

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Von Benedikt Geyer

Mein Name ist Benedikt Geyer. Auf meiner Seite verblogge ich Interessantes rund um die Soziale Arbeit & neuere Medien und deren gegenseitige Wechselwirkung.