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[Interview] Google und die Soziale Arbeit?!

Ich hatte die Möglichkeit mit dem Google-Unternehmenssprecher Dr. Ralf Bremer ein Interview zu führen. Google engagiert sich u.a. auch im sozialen Sektor (beispielsweise mit der Google Impact Challenge) und ist darüber hinaus mit vielen Produkten im Internet vertreten, welche auch für soziale Organisationen hilfreich sein können. Zu diesen Themen und noch einigen mehr stand mir Herr Dr. Bremer Rede und Antwort…

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B/G: Zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview nehmen. Würden Sie sich kurz vorstellen und Ihre Funktion bei Google beschreiben?

Dr. Ralf Bremer: Guten Tag, mein Name ist Ralf Bremer und ich arbeite seit 2010 als Unternehmenssprecher für Google in Berlin und verantworte hier insbesondere die politische Kommunikation. Zuvor war ich als TV-Journalist bei verschiedenen deutschen TV-Anstalten beschäftigt; unter anderem bei SAT.1, n-tv, ARD und ZDF.

Google.org – A better world, faster?

B/G: „A BETTER WORLD, FASTER“ so das Motto von google.org, dem karitativen und philanthropischen Ableger von Google. Wie tragen Sie dazu bei die Welt schneller zu einem besseren Ort zu machen?

Dr. Ralf Bremer: Unser philanthropischer Ableger Google.org stellte 2015 rund 100 Millionen US-Dollar für Bildungs-, Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsprojekte in der ganzen Welt zur Verfügung. Es geht dabei vor allem um die Förderung innovativer Technologien zur Lösung globaler Probleme. Neben finanzieller Mittel können Jacqueline Fuller, die Direktorin von Google.org, und ihr Team auch auf die Ideen und die Unterstützung der über 50.000 Google-Mitarbeiter weltweit zurückgreifen. In 2015 haben unsere Mitarbeiter 80.000 Stunden in gemeinnützige Projekte investiert – und das ganz freiwillig neben ihrer regulären Tätigkeit bei Google.

Einige bekannte Projekte von Google.org sind neben der Google Impact Challenge auch Fördermaßnahmen und Gratis-Tools für gemeinnützige Organisationen. Diese fassen wir unter Google für Non-Profits zusammen. Google für Non-Profits bietet Organisationen – so zum Beispiel UNICEF – kostenlosen Zugang zu Gmail, Google Kalender und Google Ad Grants.

Ein weiteres Beispiel für das Engagement von Google.org in Deutschland ist das Projekt Open Roberta, das wir gemeinsam mit Fraunhofer ins Leben gerufen haben. Open Roberta ist eine Cloud-basierte Plattform, mit der Schüler lernen, LEGO® MINDSTORMS® Roboter ganz einfach zu programmieren, und diese mit mobilen Geräten zu steuern.

Google Impact Challenge

B/G: Deutschland ist ein „Vereinsland”: ohne diesen Sektor und das Engagement der dort oft ehrenamtlich Tätigen, wäre vieles in unserer Gesellschaft schlicht nicht möglich. Angefangen von Sportvereinen und Musikvereinen, über Vereine mit dem Ziel geflüchteten Menschen zu helfen, bis hin zu Umwelt- und Naturschutzvereinen. Warum genau haben Sie die Google Impact Challenge ins Leben gerufen?

Dr. Ralf Bremer:  Viele gemeinnützige Organisationen nutzen bereits technische Lösungen, um soziale, ökologische und humanitäre Herausforderungen besser zu bewältigen. Oft fehlen aber finanzielle Mittel und Know-how, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren. Mit der Google Impact Challenge möchten wir dies ändern und dem gemeinnützigen Sektor Mittel an die Hand geben, neue Wege zu gehen.

B/G: Mit der Google Impact Challenge möchten Sie dem NPO-Sektor „Mut machen, sich ambitionierte Ziele zu setzen“. Können Sie erläutern was Sie unter ambitionierten Zielen verstehen?

Dr. Ralf Bremer: Wir möchten gemeinnützige Organisationen und Vereine ermutigen, ruhig mutige Ziele zu verfolgen und innovative Lösungen zu entwickeln, die ihrer Gemeinschaft dienen.

B/G: Derzeit sind Sie bei der Auswahl der Finalisten. Sind vielversprechende Ideen eingereicht worden? Und welche Bandbreite decken diese ab?

Dr. Ralf Bremer: Ja, es sind sogar sehr vielversprechende Ideen eingereicht worden. Wir haben über 2.000 Einreichungen erhalten, die Bandbreite dabei ist enorm ‒ von der Online-Beratung für Flüchtlinge über Smartphone-basierte Notfallsysteme bis hin zu interaktiven Stadtführungen. Die Projektideen kommen aus nahezu allen Bereichen der Gesellschaft.

B/G: Wird es eine zweite Google Impact Challenge in Deutschland geben?

Dr. Ralf Bremer: Konkretes kann ich hierzu noch nicht sagen. Generell planen wir aber auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern Aktionen wie die Google Impact Challenge durchzuführen und uns weiterhin für gesellschaftlich relevante Projekte in Deutschland zu engagieren.

Google und die Soziale Arbeit?

B/G: Haben Sie weitere Projekte oder Produkte, welche sich auch für die professionelle Soziale Arbeit nutzen lassen? (Alternativ: Gibt es (außer der Suchmaschine) Tools von Google, welche sich für die konkrete Arbeit eines Sozialarbeiter / einer Sozialarbeiterin eignen?)

Dr. Ralf Bremer: Die meisten Google Produkte sind so angelegt, dass sie jeder nutzen kann. Denken Sie an Google Maps, YouTube, Gmail oder auch Google for Work, das gemeinsames Arbeiten an unterschiedlichen Dokumente ermöglicht.

B/G: Klientinnen und Klienten der Sozialen Arbeit nutzen wahrscheinlich z.T. auch Ihre Suchmaschine um Hilfe und Beratungsstellen zu finden. Was würden Sie karitativen Einrichtungen empfehlen in Bezug auf deren Internetpräsenz?

Dr. Ralf Bremer: Im Vordergrund einer Internetpräsenz sollte stets der benutzerfreundliche Aufbau stehen. Dabei spielt ein ausgeklügeltes Design oder Layout nicht die entscheidende Rolle – vielmehr sollte ein Nutzer auf einer Homepage alle wichtigen Informationen sofort finden können. Einen wichtigen Punkt sollten Webseitenbetreiber beachten: Da immer mehr mobile Endgeräte zum Surfen im Internet genutzt werden, sollte die Webpräsenz auch entsprechend mobil optimiert sein; sprich sich problemlos via Smartphone und Tablet aufrufen und navigieren lassen.

B/G: Oft fehlt es karitativen Einrichtungen / Vereinen an dem nötigen Budget im Bereich Social Media bzw. neueren Medien zu investieren. Warum ist es nach Ihrer Einschätzung dennoch lohnenswert dort die Anstrengungen zu erhöhen?

Dr. Ralf Bremer: Das Wachstum der sozialen Medien hat großen Einfluss auf das Online-Marketing von Unternehmen. Wie der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) im letzten Jahr in einer repräsentativen Studie herausfand, setzen bereits 75 Prozent der deutschen Unternehmen Social Media für die externe Kommunikation wie Werbung, Öffentlichkeitsarbeit und Recruiting ein.

Laut der aktuellen ARD und ZDF Onlinestudie liegt die Anzahl derer, die das Internet täglich nutzen bei mehr als 60 Prozent. Zugenommen hat auch die Nutzung von unterwegs: Mittlerweile greifen 55 Prozent der Onliner auf mobile Netzinhalte zu – und zwar vor allem auf soziale Medien und Nachrichten-Webseiten.

Organisationen und Unternehmen können dank der sozialen Medien um einiges schneller mit ihren Zielgruppen interagieren – ihre Themen finden eine hohe Aufmerksamkeit und im besten Fall auch die gewünschte Verbreitung. Es ist vor allem die jüngere Zielgruppe, die besonders in den sozialen Medien aktiv ist. Das bedeutet: Organisationen finden hier mögliche neue Unterstützer bzw. Spender. Daher mein Rat: Organisationen sollten ihre Social-Media-Aktivitäten vor allem dann nicht vernachlässigen, wenn sie auch jüngere Internetnutzer erreichen möchten.

Last but not least

B/G: Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Bezug auf den sozialen und karitativen Sektor?

Dr. Ralf Bremer: Ich wünsche mir, dass der soziale Sektor weiterhin so mutig die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt wie wir das bei den Einreichungen für die Impact Challenge gesehen haben.

B/G: Arbeiten in Ihrem Unternehmen auch (betriebliche) Sozialarbeiter / Sozialarbeiterinnen?

Dr. Ralf Bremer: Das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter liegt uns sehr am Herzen, insofern gibt es für diverse soziale Aspekte wie Gesundheit, Ernährung oder Sport entsprechend geschulte Mitarbeiter.

Vielen Dank, für Ihre Zeit und die spannenden Antworten.

Von Benedikt Geyer

Mein Name ist Benedikt Geyer. Auf meiner Seite verblogge ich Interessantes rund um die Soziale Arbeit & neuere Medien und deren gegenseitige Wechselwirkung.

Eine Antwort auf „[Interview] Google und die Soziale Arbeit?!“

Die Infos helfen sehr, die verschiedenen Aktivitäten und Plattformen von Google zu unterscheiden. Sie zeigen aber auch die Grenzen. Googletools helfen der Digitalisierung in der sozialen Arbeit, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die Leistungen und die Haltung die soziale Arbeit ausmachen, kann ein Tool nicht ersetzen.